Timm Starl
Automatenbilder
Günter Karl Bose
Photomaton
Frauen Männer Kinder
500 Automatenbilder 1928–1945
Leipzig: Institut für Buchkunst, 2011
30 x 23,9 cm, 205 S., 1 Bl., 536 Abb. in Farbe
Gebunden
€ 37,50
Sie lachen und schmunzeln, bleiben ernst oder wirken versonnen, schauen nach unten oder oben oder auf die Seite, sie schließen die Augen, halten eine Zigarette oder einen Teddybären in der Hand, zeigen das Profil oder blicken in die Kamera, tragen einen Hut oder einen Kranz im Haar, haben eine Schleife, einen Schal oder eine Krawatte umgebunden, zeigen eine Brosche oder einen Anstecker mit Hakenkreuz am Revers, treten allein oder als Paar, in Schwesterntracht oder Uniform auf, sind selten älter als 40 Jahre – jene etwa 280 Frauen, 180 Männer und 70 Mädchen und Buben, die sich in einem Selbstbildautomaten der Firma Photomaton in den Jahren 1928 bis 1945 haben ablichten lassen. Die wenigsten Abzüge werden zur Verwendung in Ausweisen gedacht gewesen sein, die meisten als Erinnerungsbilder: für sich, die Freundin oder den Geliebten, die Familie. Ein Vermerk auf der Rückseite eines Abzuges deutet auf die Spannweite: „Umstehendes Bild als Paßbild nicht gut aber – mein Goldi im Medalion [sic] auf meiner Brust dafür besser. August 1930“ (199).
Frisuren und Kleidung lassen darauf schließen, dass das Gros der Aufnahmen Ende der 1920er bis Mitte der 30er Jahre entstanden ist. Das Unternehmen hatte im Februar 1929 sein erstes Berliner Studio eröffnet, allerdings wurden bereits im Jahr davor vereinzelt Automaten aufgestellt. 1933 betrieb die in Paris ansässige Aktiengesellschaft über 500 Fotokabinen in Europa, davon 180 in Deutschland. In der zweiten Hälfte der 1930er Jahre ließ das Geschäft zunehmend nach. Doch die Fotokabinen waren ein gängiger Begriff geworden, und 1941 verzeichnete Der Große Duden: „Photomaton (automat. Apparat zur Aufnahme u. Herstellung photogr. Bilder)“ (183). Nach Einwurf einer Reichsmark lieferte der Automat nach acht Minuten einen Papierstreifen mit acht Bildern. Erhalten haben sich komplette Serien nur wenige, in der Regel finden sich in den Familien und auf Flohmärkten einzelne Porträts.
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