Gerti Deutsch wird 1907 in Wien geboren, erhält eine Ausbildung als Pianistin, geht für zwei Jahre nach Paris, besucht nach ihrer Rückkehr die Graphische Lehr- und Versuchsanstalt in Wien im Schuljahr 1933/34, arbeitet zunächst mit Edeldruckverfahren, porträtiert bekannte Künstler und Künstlerinnen, übersiedelt 1936 nach England, gründet im Jahr darauf ein Atelier in London und firmiert unter „Gerti Deutsch of Vienna“ (11), arbeitet als Fotografin für die Picture Post und veröffentlicht von 1938 bis 1950 64 Bildessays für die Illustrierte, produziert in den 1950er und 60er Jahren Reisereportagen, arbeitet aber vorwiegend bei Hochzeiten und gesellschaftlichen Anlässen, gibt Ende der 60er Jahre die Fotografie auf und kehrt nach Österreich zurück, stirbt 1979 im englischen Leamington Spa.
Deutsch fotografiert ebenso prominente wie unbekannte Zeitgenossen, die Berühmtheiten bei den Salzburger Festspielen, die Kriegsheimkehrer 1948 auf dem Wiener Ostbahnhof, folkloristische Darbietungen in einem Tiroler Dorf, schlafende Menschen auf Parkbänken, Kinder beim Zeichnen, Yehudi Menuhin beim Violinspiel in den Ferien, Oskar Kokoschka beim Unterricht an der Salzburger Sommerakademie. Es handelt sich durchwegs um Augenblicksstudien, zu denen die Akteure aufmerksam beobachtet und mitten ins Bild gesetzt werden. Haltung und Gestik verraten, worum es geht, was die Modelle bewegt. Man merkt das Interesse der Fotografin an ihren Themen, die Neugier gegenüber unbekannten Territorien. Wir werden konfrontiert mit einer guten und anspruchsvollen Reportagefotografie, die immer auch einzelne hervorragende Kreationen hervorzubringen imstande ist.
Bei den Abbildungen handelt es sich um Wiedergaben aus der besprochenen Veröffentlichung.
August 2011
................................................................................................................................................................
© Timm Starl 2011
PDF - 250kb
nach oben |